Chronik

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Kleine Chronik der Hospizbewegung Offenbach

- erstellt anlässlich der Feierlichkeiten zum 20jährigen Jubiläum 2018 -

 

Das Thema „Sterben als Teil des Lebens“ wird in den neunziger Jahren zunehmend in der Öffentlichkeit diskutiert und in Veranstaltungen der evangelischen und katholischen Familienbildungsstätten erörtert. In ökumenischer Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Stadt werden die Anstrengungen zur Schaffung eines eigenen ambulanten Hospizdienstes gebündelt.

Im Frühjahr 1997 ruft Caritasdirektor Simon Tull einen Initiativkreis zur Ausarbeitung eines Konzeptes ins Leben. Die Koordinatorinnen Christine Bernhard und Gabriele Trüby beteiligen sich von Anfang an führend und bereiten die ersten Grund- und Aufbaukurse für die Ausbildung ehrenamtlicher Helfer vor; die erste Ausbildungsgruppe geht 1998 an den Start.

Eine Gründungsversammlung beschließt am 23. März 1998 die Schaffung eines Vereins mit den Organen Vorstand, Beirat und jährliche Mitgliederversammlung. Die erste Mitgliederversammlung wählt zwei Monate später den fünfköpfigen Vorstand mit Caritasdirektor Tull als dessen Vorsitzenden. Am 8. September erfolgt die Eintragung des Vereins „Ökumenische Initiative Hospizbewegung Offenbach am Main e.V.“ beim Amtsgericht Offenbach. In diesem Jahr werden bereits fünf Schwerkranke besucht. Deren Zahl wächst in den folgenden Jahren kontinuierlich und liegt nach zehn Jahren bei 37 Begleiteten pro Jahr. Im Folgenden pendelt sich diese Zahl bei 40 bis 50 im Jahr ein. Die Anfangsjahre stehen im Zeichen finanziel-ler Schwierigkeiten; die Mitgliedsbeiträge können nur einen Teil der Sach- und Personalkosten decken. Großzügige Spenden und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit erlauben jedoch den kontinuierlichen Ausbau der Bewegung durch die Ausbildung weiterer Ehrenamtlicher in den Jahren 1999 und 2003. Nach einer längeren Phase der Konsolidierung der Arbeit kann 2010 eine weitere Gruppe zertifiziert werden.

Seit 1999 wird ein Jahresheft über die Arbeit des Vereins erstellt. Fester Bestandteil der Öffentlichkeits-arbeit wird ebenfalls seit 1999 auch ein Stand auf dem in Offenbach sehr populären Mainuferfest im Frühsommer.

Ab dem Jahr 2001 wird in einer jährlichen Feierstunde der Verstorbenen gedacht, zu denen die Angehörigen geladen werden.

Neben der Begleitung der Schwerstkranken steht von Beginn an die Trauerbegleitung für Angehörige, die 2002 deutlich ausgeweitet wird. Erfahrene Trauerbegleiter aus dem seelsorgerischen und therapeutischen Bereich bieten intensive Einzelgespräche an. Weiterhin wird die Möglichkeit zum Austausch in einem Trauercafé geschaffen, das von rund hundert Personen im Jahr genutzt wird. Einmal im Monat bieten Ehrenamtliche auch in wechselnden Stadtteilen Ge(h)spräche für Trauernde an, bei denen das Zweierge-spräch, aber auch der zwanglose Austausch mit anderen gepflegt werden kann. Auch dieses Angebot wird jährlich zwischen 50 und 70mal genutzt.

Seit 2005 wirbt der Verein im Rahmen von Hospiztagen - rund um den jährlich am zweiten Samstag des Oktober stattfindenden Welthospiztag – für seine Anliegen mit Informationsständen, Benefizkonzerten in St. Marien, Literatur- und Musikveranstaltungen in der Markuskirche, einer Liederveranstaltung im Klingspor-Museum mit Familie Drescher (seit 2015), Theateraufführungen im t-raum und Filmveranstaltungen im Filmklubb. Seit 2014 werden dort in einer eigenen Reihe „Tiefgang“ viermal jährlich Filme zum Thema Tod und Trauer gezeigt. Weitere öffentliche Aktivitäten wie Stände auf dem Wochenmarkt und diverse Kulturveranstaltungen tragen weiter zur Verankerung des Hospizgedankens in der städtischen Öffentlichkeit bei.

Nach drei Amtsperioden übergibt Caritasdirektor Tull den Vorsitz an seine Nachfolgerin im Amt, Monika Stauder-Winter (2005-2009). In ihrer Amtszeit wird 2007 erstmals ein Antrag zur Förderung ambulanter Hospizarbeit nach § 39a Abs. 2 SGB gestellt und genehmigt. In den Folgejahren wird dadurch ein Teil der Personalkosten durch die Krankenkassen gedeckt; hinzu kommen Zuschüsse der Stadt und weitere Spenden. Der Verein wächst auf über 250 Mitglieder, darunter elf evangelische und sieben katholische Kirchen-gemeinden und die Stadt Offenbach. Das Hospizbüro wird lange Jahre von Ehrenamtlichen betreut, dann hauptamtlich geleitet. Seit Juni 2007 dient Angelika Klüber, die im Juni 2009 fest eingestellt wird, dort als „gute Seele“ des Vereins.

Den Vorsitz übernimmt 2009, für ein knappes Jahrzehnt, der ebenfalls bei der katholischen Kirche beschäftigte Reinhold Schäfer. Bei den hauptamtlichen Koordinatoren beendet Frau Trüby im Jahre 2013 ihre Tätigkeit; an ihre Stelle tritt im Juni 2013 Birgit Winter. Frau Bernhard, die zweite Gründungskoordinatorin, muss nach längerer Krankheit im Jahre 2017 ihren Dienst aufgeben. Im Februar 2016 nimmt Andreas Schmidt ihren Platz ein.

Die Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern, den Alten- und Pflegeheimen und den Pflegediensten wird durch den Ausbau der Palliativversorgung, durch die Schaffung entsprechender Abteilungen in den Krankenhäusern, die Gründung eines ambulanten Palliativdienstes 2008, der an das Sana-Klinikum angebunden ist, und die Errichtung des stationären Hospizes Fanny de la Roche nahe dem Ketteler-Krankenhaus 2014 weiter verstärkt. Der weiteren Ausbreitung des Palliativ- und Hospizgedankens in der Öffentlichkeit folgt der kontinuierliche Ausbau der Vernetzung mit unserem ambulanten Angebot, das die professionellen Träger nicht nur entlastet, sondern den Schwerstkranken menschliche Zuwendung schenkt, die von den offiziellen Institutionen in diesem Umfang nicht geleistet werden kann.

Seit 2014 werden in rascher Folge vier Ausbildungsgruppen geschult, die ab 2015 die Zahl der ehrenamtlichen Helfer auf rund 40 deutlich erhöhen und die aktiven Mitglieder, die seit der Gründungsphase dabei sind, entlasten. Die Integration der neuen Hospizhelfer wird geleistet durch gemeinsame Gruppensitzungen, die Teilnahme an Praxisreflexionen mit den Koordinatoren und regelmäßige Supervision durch externe Fachkräfte. Im Jahre 2017 wird ein neuer Vorstand gewählt, der sich jetzt unter Vorsitz von Dr. Chris-toph Sahm den Aufgaben der konzeptionellen Neuausrichtung des Vereins in Zeiten des Umbruchs stellt.

Bislang hat der Verein etwa 620 Menschen in Offenbach an ihrem Lebensende begleitet und unterstützt. Seine ehrenamtlichen Helfer haben dafür zehntausende von Einsatzstunden aufgewendet. Am 16. Mai 2018 wird diese Arbeit aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Hospizvereins mit einem feierlichen Empfang im Sitzungssaal der Stadtverordnetenversammlung gewürdigt.

Was gibt es seitdem Neues?

  • In der Zwischenzeit wurden bis zum Frühjahr 2019 nahezu weitere 100 Menschen begleitet.
  • Im September 2018 konnten wir erneut 9 ausgebildete ehrenamtliche Hospizhelfer zertifizieren.
  • Im Juli 2019 endet die Qualifizierung weiterer 12 Trauerbegleiter, die künftig die bereits aktiven Teams in den bewährten Trauerangeboten unterstützen.
  • Die Planung der Hospiztage 2019 ist abgeschlossen.
  • Seit Herbst 2018 bietet der Verein regelmäßig „Letzte-Hilfe-Kurse“ an, in denen Grundwissen und einfache begleitende praktische Maßnahmen vermittelt werden, die Angehörige und Interessierte befähigen, sich Schwerstkranken und Sterbenden kompetenter und mit mehr Sicherheit zuzuwenden.
  • Anfang 2020 hat ein neuer Ausbildungskurs für ehrenamtliche Hospizhelfer begonnen.

… und weiter führt der Weg.